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Kategorie: Wetter/Bauernregeln
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der Siebenschläfertag
 27.Jun im 14.Jht
unser 5.Juli

er verkündet das Wetter
der nächsten Wochen


 Regnet's am Siebenschläfertag (27.Jun),
es sieben Wochen regnen mag.

Diese bekannte Regel stammt auch etwa aus dem 14.Jahrhundert. Zunächst finden wir, dass diese Regenzeit bis zum 15.August (Mariä Himmelfahrt) gehen soll.
heute sind damit also der 5.Juli und der 23.August gemeint. Der 22.August bringt auffallend oft Regen. Am 23. und 24. August tritt dann oft eine Wetterbesserung ein. Genau unseren 23./24.August meint eine andere alte Regel:

So die Sonn schynt hübsch klar von Art
an unser Frouwen Himmelfahrt (15.Aug),
das düt uns vil und guten Wyn.
Das laß ein guten Lostag syn!
Darnach kompt ouch sant Bartlomee (24.Aug),
drum wird den Vöglen ach und we.

 

Regnet es am 5.Juli, so sind die folgenden 7 Wochen meist zu nass. Gemäß meinen Untersuchungen beträgt die Trefferquote etwa 70%.

Die Wetterlage des 5.Juli ist auch oft ähnlich der des 20.August (46 Tage später).

 

Jeweils 2 Tage später (am 7.Juli und 22.August 1990) stieß das Azorenhoch Richtung Mitteleuropa vor. Am 8.Juli konnte es sich noch nicht durchsetzen, am 23.August 1990 aber gelang es. Jetzt waren die 7 Wochen vorbei.


Der Siebenschläfertag kommt von einer Legende. Bei einer Christenverfolgung im Jahre 251 seien bei Ephesus sieben junge Christen nicht getötet aber eingemauert worden., wo sie 195 Jahre überlebten.

Am 27.Juni 446 seien sie entdeckt worden, sie bezeugten den Glauben an eine Auferstehung der Toten und starben erst kurz danach. So die christliche Legende.


 

Im 14.Jahrhundert bekam der Siebenschläfertag (27.Jun) Bedeutung als Lostag für das Wetter und dann war das auch der Tag, an welchem das Siebengestirn (die Plejaden) erstmals wieder am Morgenhimmel erschien. 

Meine Mutter meinte:
nein, das ist am Siebenbrüdertag (10.Juli). Ja, das stimmt auch - aber erst ab 1900. Bei der Kalenderreform von 1582 fielen 10 Tage aus, und dann nochmals 1700, 1800 und 1900 je 1 Tag. Das macht zusammen 13 Tage. Und so kommen wir vom 27.Juni des 14.Jahrhunderts zum 10.Juli des 20.Jahrhunderts.


 

a

Der Kuckuck und das Siebengestirn können sich nicht vertragen.
Wenn de Kukkuk anfenget te räupen, let sek das Sebensteren nich mä seien;
wenn he nich mär röpt, ist et weder da.

b

Sankt Kilian (8.Jul), der heilig Mann,
stellt die ersten Schnitter an.

c

Der Kuckuck singt nicht mehr,
wenn er die kleinen Heuhaufen sieht.

d

Ruft nach Johanni (24.Jun) der Kuckuck noch lang,
wird's dem Bauern um seine Ernte bang.

e

Wenn der Kuckuck nach Johanni (24.Jun) singt,
einen nassen Herbst er bringt.  

f

Der Guckus chumd den nöunte Abril,
si der Frülig wa er will.

g

Wenn der Kuckuck am 9.April nicht gesungen hat,
ist er erfroren.

h

Der Gugger soll den 10.Aprill anfangen zu guggen
und an S. Joannis Baptistä (24.Jun) aufhören.

i

Mitte April ruft der Kuckuck,
wenn er lebendig ist.

j

Tiburtius (14.Apr) kommt mit Sang und Schall,
mit ihm Kuckuck und Nachtigall.

Regel a ist wichtig. Sie sagt: der Kuckuck beginnt zu rufen, wenn das Siebengestirn nicht mehr da ist; und er hört auf, wenn das Siebengestirn wieder erscheint.

Wann verschwindet das Siebengestirn (die Plejaden) vom Abendhimmel - und wann erscheint es wieder am Morgenhimmel ? Dies habe ich eingehend untersucht.
Mein Ergebnis: im 14. und 15.Jahrhundert war in Süddeutschland (Ulm) das Siebengestirn etwa am 4.April letztmals zu sehen. Und am 23.-24.Juni erschien es wieder am Morgenhimmel.

Das Erscheinen war also - zumindest in Süddeutschland - nicht am Siebenschläfertag (27.Jun) - obwohl viele so gerechnet haben mögen.
Tatsächlich erschien er in Deutschlands Mitte (51,2°Nord) etwa am 28.Juni und bei etwa 50,6°Nord am 27.Juni. Also in Sachsen oder Hessen erschien damals das Siebengestirn am Siebenschläfertag (27.Jun).

Mehrere Regeln sagen ja auch, dass der Kuckuck am Johannistag (24.Jun) mit dem Rufen aufhören soll. Man kann daraus folgern, dass auch das Siebengestirn auch am Johannistag (24.Jun) erscheinen soll. Das war im 14. oder 15.Jahrhundert richtig für Süddeutschland.

Die Regel h stammt aus der Schweiz. Weil hier auch der 24.Juni genannt wird, an der Kuckuck mit dem Rufen aufhören soll, könnte man annehmen, dass die Regel sehr alt sei.
Aber mir kommen doch Zweifel, denn im 14. und 15.Jahrhundert hat der Kuckuck wohl noch früher angefangen. In der Schweiz - so weit im Süden - ist der Kuckuck stets eher da als in Deutschland.

Meine Meinung: die Regeln f-i sind relativ neu und meinen tatsächlich den 9., 10. oder die Mitte des April. Auch die Regel j bringt mich etwas in Verlegenheit. Denn Tiburtius (14.Apr) war den Bauern des 15.Jahrhunderts als Lostag sehr wohl bekannt.
Ist die Regel j aus dem 15.Jahrhundert, dann würde sie etwa unseren 23.April meinen. Ist die Regel aber relativ neu, dann meint sie tatsächlich etwa unseren 14.April. Ich glaube fast das letztere: im 15. Jahrhundert begann der Kuckuck am 5.April zu rufen - und heute am 14.April !