die Schafskälte
11.-17.Jun

8.Juni im 15.Jht
= unser 17.Juni


 

Die mittleren Tagestemperaturen steigen im Frühling und Frühsommer stark an.

Ende Mai und Anfang Juni kommt es durch die starke Sonneneinstrahlung meist zu einer regelrechten Überhitzung. Am 10.Juni ist ein vorläufiges Maximum der Mitteltemperaturen erreicht.

2014 war dies wunderbar zu sehen: am 8.Juni wurden in Waghäusel-Hirrlach 35,6°C gemessen, am 9.Juni (Pfingstmontag) in Rheinau 37,7° und in Ihringen 38,2°, und am 10.Juni in Schwandorf (Oberpfalz) noch 35,7°. Das waren Rekordwerte - und danach ging's mit den Temperaturen wieder runter.

Nach dem 10.Juni gehen auch die mittleren Tagestemperaturen wieder zurück.

Wir kennen den Grund: der 10./11.Juni bringt ein auffälliges Maximum kühler Meeresluft aus Nordwesten. Der 13.Juni bringt ein Maximum kühler Luft aus Norden. Diese Winde bringen den Temperaturrückgang.

Der 14.Juni bringt oft Regen, der 15./16.Juni oft Westwind und kühles Wetter. So kommt dann bei den Durchschnittstemperaturen ein Minimum am 15.Juni zustande. Das ist die "Schafskälte".


Wenn die eingeströmte Kaltluft dann unter Hochdruckeinfluss gerät und es in der Nacht aufklart,
dann sinken die Temperauren noch weiter ab - sogar Bodenfrost ist dann möglich !

Besonders häufig geschieht das am 17.Juni. Ich habe das 1983 besonders eindrücklich erlebt.
In München wurden sogar in 2 m Höhe -1°C gemessen.

 

 

Häufigkeit der kalten Morgen im Juni:


 

Medard (8.Jun) bringt keinen Frost mehr her,
der dem Weinstock gefährlich wär.

Oft wird diese Regel so interpretiert: Mitte Juni kann eben kein starker Frost mehr kommen.
Das wäre banal - und so ist die Regel auch nicht gemeint.

Medardus (8.Jun) ist ein Wetterheiliger und alter Lostag. Wir finden ihn z.B. in der "Bauern-Praktik" des Jahres 1508. Die folgende Regel stammt eindeutig aus dem 15.Jahrhundert:

Der brachmon bringt vns sant Medart (8.Jun)
Der puwer vff sinen tag wart
Regnet es daran ist der alten klag
Wirt waeren dryssig tag
Ist es klar das sicht man gern
Beduet ein schoene guote Ern.

Wenn diese Regeln aber aus dem 15.Jht stammen, dann muss man zum angegebenen Datum 9 Tage addieren, um das richtige Datum in unserem Kalender zu erhalten.

Der 8.Juni des 15.Jhts entspricht unserem 17.Juni.

Die alte Regel will dies sagen: der alte 8.Juni = unser 17.Juni bringt häufiger Frost (Reif).

Und wir erkennen: dies war vor Jahrhunderten so und das ist heute noch so - zu exakt derselben Jahreszeit. Auch dieser Bodenfrost am 17.Juni gehört noch zur "Schafskälte".