Siegfried B. Werner

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Entstehung der Bauernregeln
im 14./15.Jht


 Darstellung aus: A. Hofmann, Probleme um die Wettervorhersage

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Diese Darstellung der wechselnden Häufigkeit der Kontinentalluft (und des hohen Luftdrucks) half mir, die Geheimnisse der Bauernregeln zu erkennen. Wir sehen am 21.Mai ein Maximum der Kontinentalluft, verbunden mit hohem Luftdruck. Um dieses Maximum am 21.Mai geht jetzt.

Bekannt sind die Eisheiligen, die ja insbesondere um den 13.Mai auftreten sollen:

Vor S. Servatii Tag (13.Mai) bedarff man sich keines Sommers versehen,
aber nach demselben beförcht man sich sich keines Frosts mehr.

Nach Servaz (13.Mai) kommt kein Frost mehr her,
 der dem Weinstock gefährlich wär.

Byß ist ein hiesiges Landt-Wort (in der Schweiz) und heißt also der Wind, welcher von Ost item auch der so von Nord härkommet. Den ersteren nennet mann in hiesiger Gegend die Ackherli-Byß, den anderen die Ar-Byß.
Der erstere wehet zwar oft im Jahr, doch sonderheitlich einmahl im Frühe-Jar durch etliche Täg, und bringt große Kälte, wird benamset die große Byß.
Solange dise Byß nit kommet, ist kein Sommer zu hoffen, wie deren Alten Sprichwohrt, und gewisse Lehr, die von der Erfahrnuß bestehtet wird.

Lexikon für Theologie und Kirche, Eisheilige:
Sie werden schon 1435 in einem Heiligen-Namenbuch erwähnt; wegen des meist in diesen Tagen eintretenden Kälterückfalls mit Frösten von Landleuten und Winzern gefürchtet und angerufen.

Um den 20.Mai kommt oft die Kälte,
um manche Gegenden heimzusuchen.

Hann-Süring, Lehrbuch der Meteorologie: 20.-23.Mai Neigung zu schöner Witterung.

H. Flohn, Klima und Witterung in Deutschland:
Die Zeiten stärkster Hochdrucktendenzen liegen... in der zweiten Maihälfte vom 20.-22.Mai... Sie bringen meist den Anstieg zu sommerlichen Temperaturen, wenn auch bei immer noch kühlen Nächten... Die Sicht ist bei dem starken Anteil ursprünglich arktischer Luftmassen meist noch sehr gut...

Meine Untersuchungen ergaben, dass die Tage vom 20.-23.Mai besonders häufig noch Bodenfrost bringen.


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So sieht die typische Wetterlage der Eisheiligen aus:
ein Hoch über dem Atlantik führt an seiner Ostflanke Polarluft nach Deutschland. Dabei kann es Schnee in den Mittelgebirgen geben wie 1987 oder es kommt in klarer Nacht zu tiefen Temperaturen, auch mit Bodenfrost. Am 21.Mai 1955 wurden in Weiden/Oberpfalz selbst in 2 m Höhe noch -3,0°C gemessen !


In einer Chronik des Jahres 1283 heißt es (gemäß J. Dornfeld): 

den 13.Mai in Stuttgart Reben erfroren.

Sollte dieser 13.Mai des Mittelalters vielleicht genau unserem 21.Mai entsprechen ?

Sankt Veit (15.Jun) hat den längsten Tag,
Lucia (13.Dez) die längste Nacht vermag,
Sankt Gregor (12.Mär) und das Creutz (14.Sep) auch macht,
den Tag so lang gleich als die Nacht.

Wir finden:

Sommersonnwende 15.Juni um 1159
Wintersonnwende 13.Dezember um 1374
Frühlingsäquinoktium 12.März um 1375
Herbstäquinoktium 14.September um 1447

Obige Regel stammt also aus dem 15.Jahrhundert, verwendet aber auch Beobachtungen aus früherer Zeit. Im 14.Jahrhundert war die Wintersonnwende am 13.Dezember und heute am 21.Dezember. Im 14.Jahrhundert war das Frühlingsäquinoktium am 12.März und heute am 20.März. Die Differenz beträgt 8 Tage.

Deshalb entspricht der 13.Mai des 14.Jahrhunderts unserem modernen 21.Mai. Es besteht also immer eine Differenz zwischen dem Kalender des Mittelalters (als der julianische Kalender galt) und unserer Zeit, wo der gregorianische Kalender gilt. Mit "heute" meine ich die Jahrzehnte um 1978, um 1849, um 1720 oder um 1591 - falls wir uns im gregorianischen Kalender bewegen.

Bei einer Datierung im julianischen Kalender gilt:

Jahrzehnte Differenz
um 1591 10 Tage
um 1462 9 Tage
um 1333 8 Tage
um 1204 7 Tage
um 1075 6 Tage

 


Bei vielen - und gerade den bekanntesten - Bauernregeln müssen wir zum genannten Datum 8 oder 9 Tage addieren - und die Regeln werden sinnvoll! Daraus können wir folgern, dass die meisten und wichtigsten Bauernregeln aus dem 14. oder 15.Jahrhundert stammen !

Es ist einfach nicht wahr, dass das Wetter sich geändert habe - unser Kalender hat sich geändert ! In den letzten Jahrzehnten gab es eine Klimaerwärmung - richtig. Unwetter können sich dadurch verstärken - richtig.
Aber die Hochs und die Tiefs entwickeln sich gleich wie eh und je und bringen zu genau festgelegten Jahreszeiten ganz bestimmte Wetterlagen hervor.

Gegen Margareten (13.Jul) und Jakoben (25.Jul),
die stärksten Gewitter toben.

Heute finden wir Gewittermaxima am 22.Juli und 3.August - 9 Tage später. Daraus folgere ich: diese Regel stammt aus dem 15.Jahrhundert. Damals gab es häufig Gewitter am 13.Juli und 25.Juli - und heute am 22.Juli und 3.August. Ja - aber es ist damals wie heute exakt die gleiche Jahreszeit ! Nicht das Wetter hat sich geändert - sondern unser Kalender !


 Auf Maria Lichtmeß (2.Feb)
kommt der Winter gewiß.

Diese Regel sagt, dass es am 2.Februar oft große Kälte gibt. Heute kann es zwar auch mal am 2.Februar große Kälte geben - aber das ist ganz selten. Oft ist es eher mild und windig.

C. Weikinn, Quellentexte zur Witterungsgeschichte Europas:

1404: Lichtmeß fror der Bodensee.

Wir vermuten also, dass um 1400 dieser Kälteeinbruch meist auf den 2.Februar fiel. Das würde aber bedeuten, dass diese Kälte heute 8 oder 9 Tage später fällt - auf den 10. und 11.Februar.

Richard Hennig, Das Wetter in Deutschland:
Nach einer sehr langen Pause, in der solche Fälle sich nie ereigneten, ist dann in neuer Zeit noch einmal etwas derartiges vorgekommen: am absolut kältesten Tage, den Berlin in etwa 230 Jahren erlebt hat, dem 10.Februar 1929, mit -22,6° Mitteltemperatur...
Der bedeutendste aller Kälterückfälle entfällt auf die Zeit um Mitte Februar... Zumal der 11.Februar ist merkwürdig oft durch strengen Frost ausgezeichnet..
Zuweilen führt diese Februarkälte gegen Monatsmitte noch zu äußerst strengem Frost, ja zu Rekordständen des Minimumthermometers und tiefsten Wintertemperaturen überhaupt (1845, 1850, 1855, 1929 - durchweg tiefste Thermometerstände am 10. und 11.Februar.

11.Februar 1929
deutscher Kälterekord: -37,2°C

 

 


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Ich ergänze:
1956 war ein ebenso kalter Februar wie 1929. Diesmal wurden insbesondere in Süddeutschland Rekordtemperaturen gemessen: -32,8°C in Weiden/Oberpfalz. Und zwar am 10.Februar 1956 !
In Grafenwöhr /Bayern wurden am 11.Februar 1985 -27°C gemessen, und am 11.Februar 1986 -24°C. Diese Kälte im Februar 1986 hatte ich sogar vorhersagt, denn das war 57 Jahre (3 x 19 Jahre) nach 1929.

Glückwunsch für die erfolgreiche Vorhersage:


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Damit wollte ich zeigen:
diesen markanten Kälteeinbruch gab es um 1400, und es gibt ihn heute noch. Um 1400 war dies am 2.Februar und heute ist es in unserem Kalender am 10./11.Februar. Beidesmal ist das aber die exakt gleiche Jahreszeit.