Herr von Ribbeck auf Ribbeck
im Havelland


         Herr von Ribbeck auf Ribbeck
                      im Havelland

 Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
 Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
 Und kam die goldene Herbsteszeit,
 Und die Birnen leuchteten weit und breit,
 Da stopfte, wenn's Mittag vom Thurme scholl,
 Der von Ribbeck sich beide Taschen voll.
 Und kam in Pantinen ein Junge daher,
 So rief er: "Junge, wist' ne Beer ?"
 Und kam ein Mädel, so rief er: "Lütt Dirn,
 Kumm man röwer, ick hebb' ne Birn.

 So ging es viel Jahre, bis lobesam
 Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.
 Er fühlte sein Ende. 's war Herbsteszeit,
 Wieder lachten die Birnen weit und breit,
 Da sagte von Ribbeck: "Ich scheide nun ab.
 Legt mir eine Birne mit in's Grab."
 Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,
 Trugen von Ribbeck sie hinaus.
 Alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht
 Sangen "Jesus meine Zuversicht"
 Und die Kinder klagten, das Herze schwer,
 "He is dod nu. Wer giwt uns nu 'ne Beer ?"

 So klagten die Kinder. Das war nicht recht,
 Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht,
 Der neue freilich, der knausert und spart,
 Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt.
 Aber der alte, vorahnend schon
 Und voll Mißtrauen gegen den eigenen Sohn,
 Der wusste genau, was er damals that,
 Als um eine Birn' in's Grab er bat.
 Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus
 Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus.

 Und die Jahre gehen wohl auf und ab,
 Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,
 Und in der goldenen Herbsteszeit
 Leuchtet's wieder weit und breit.
 Und kommt ein Jung' über'n Kirchhof her,
 So flüstert's im Baume: "wiste 'ne Beer ?"
 Und kommt ein Mädel, so flüstert's: "Lütt Dirn,
 Kumm man röwer, ich gew' Di ne Birn."

 So spendet Segen noch immer die Hand
 Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.

               Theodor Fontane, 1889

 wikipedia:
 Aus der Gruft derer von Ribbeck wuchs,
 bis er am 20.Februar 1911
 von einem Sturm
umgeworfen wurde,
 tatsächlich ein Birnbaum...

 

1911Feb19
 
1911Feb20

   
    Der Februar 1911 war ungewöhnlich stürmisch gewesen.


    Es schreibt Richard Hennig, das Wetter in Deutschland:
    Eine auffällig lange Periode stürmischen Wetters
    verzeichnete Norddeutschland
    in den 10 Tagen
vom 17. bis 26.Februar 1911.


    In der Nacht zum Mo 20.Feb 1911 gab es im Norden Deutschlands schwere Sturmböen.

    Eine dieser Sturmböen hat den Birnbaum umgebrochen.