Siegfried B. Werner
die zweite Marcellusflut
"Grote Mandränke"
So 16.Jan 1362
gemäß wikipedia:
Die zweite Marcellusflut, die "Grote Mandrenke", bezeichnet eine verheerende Sturmflut,
welche die deutsche Nordseeküste von Ostfriesland bis Nordfriesland betraf.
Laut späterer Überlieferung begann sie am 15.Jan 1362, erreichte am 16.Januar (Marcellus-Tag)
ihren Höhepunkt und fiel erst am 17.Januar wieder ab.
In der Flut sollen die nordfriesischen Uthlande zerrissen sein,
wobei der sagenumwobene Marktort Rungholt untergegangen sei.
Es sollen an die 100000 Menschen ertrunken sein - was meist bezweifelt wird.
Vielleicht waren es nur "viele Tausend".
Hallig Südfall / nur 2 km nördlich von hier versank Rungholt / Mo 17.Jan 1362 |
Foto: Tetzlaff / Lade-OKAPIA |
Rungholt zu sehen auf GoogleEarth: z.B. Karte vom 1.1.2008 |
Fähre nach Pellworm,
die kurz zuvor den Hafen von Rungholt passierte
Hans-Georg Knöß sagt zu seinem Foto:
Heut' bin ich über Rungholt gefahren...
(2 km entfernt: die Hallig Südfall)
was hier als das"Grote Rungholt" |
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Rungholt lag westlich von Husum | Karten von: wikipedia / deutsch |
Gemäß Untersuchungen in England sollen dort große Teile der Hafenstadt Dunwich
1 Tag vor Rungholt zerstört worden sein.
Gemäß der Sage
haben die Rungholter einen heiligen Feiertag entweiht, darauf habe der Pfarrer Gott angefleht -
und noch in der selben Nacht habe Gott dann die Sturmflut als Strafe über Rungholt gebracht.
Die Sage scheint insofern Tatsachen wiederzugeben,
dass mit dem "heiligen Feiertag" Sonntag, der 16.Jan 1362, gemeint ist,
der Tag des heiligen Marcellus. In der folgenden Nacht kam die Flut !
Di 18.Jan 1983 6h /
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Di 24.Nov 1981 6h / Orkan
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Ab 9:00 min kurze Szenen von der Nordfrieslandflut Di 24.Nov 1981 |
Fr 6.Dez 1940 12h / Orkan der Rekorde
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auch anhand dieser Vorlagen vom 6./7.Dez 1940 können wir finden, dass am So 16.Jan 1362 offenbar Sturm herrschte, der sich in der Nacht zum Mo 17.Jan 1362 noch verstärkte und auf NW drehte. Die Katastrophe kam nach Mitternacht - da gab es für Rungholt keine Rettung mehr ! |
Sa 7.Dez 1940 0h / Orkan der Rekorde
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Rekorde des Orkans
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häufig Sturm um 6.Dezember Ich wurde später durch diesen Orkan aufmerksam auf die Tatsache, Richard Hennig, Das Wetter in Deutschland: In Memel... am 7.Dez 1895 720,6 mm (= 960,7 hPa) 720,4 mm am 3.Dezember 1909 in Keitum Bemerkenswert ist, daß diese drei tiefsten Stände sämtlich in der Woche vom 3.-9.Dezember |
Fr 3.Dez 1999 Orkan Anatol |
Sankt Nikolaus (6.Dez), |
Fr 22.Feb 2002 0h /
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Sa 23.Feb 2002 0h /
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Flutmarke Husum |
die Ringe zeigen von oben nach unten: NN+5,66 m 03.Jan 1976 Elbeflut |
Flutmarke Tümlauer Hafen |
Flutmarke Hamburger Hallig
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http://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=29056064 |
nochmals:
die Position von Rungholt
Angeregt durch Hans-Peter Dürr, der aufgrund der alten Karten annimmt, Rungholt könne nicht bei der der Hallig Südfall gelegen haben, sondern weiter nördlich zwischen Pellworm und Nordstrand, will auch ich dieser Frage noch einmal nachgehen.
Karte 0 von www.hotel-england.de
Karte 1 die Halligen | Karte 2 vonwww.scinexx.de |
Karte 3 von Johannes Blaeu 1662 | Karte 3b von www.rungholt.de |
Johannes Blaeu setzt hier Rungholt mitten in das Die Hallig Südfall war nach 1634 noch wesentlich |
Karte 4 von Johannes Mejer 1652 ?
- Grundlage eine Karte von 1240 -
Karte 4a Ausschnitt aus Karte 4
- Rungholt ist hier zu weit westlich -
Karte 5 von www.rungholt.de
eingezeichnet der "Fule Schlot" - heute Fahrrinne der Fähre Pellworm-Strucklahnungshörn
und südlich davon das "Gebiet mit Kulturspuren".
Karte 5b von www.nordstrander-heimatverein.de
Die Position von Rungholt (Kirche) von Meyer = 2 km nördlich von Südfall
stimmt praktisch exakt mit meinen Ergebnissen überein.
Karten 6a-c
von Johannes Mejer 1652
Karte 6b
Karte 6c von www.husum-tourismus.de
Karte 7 ©Rekonstruktion
Karte von Johannes Mejer 1636
Karte 8 Position von Rungholt
- Siegfried B. Werner (Apr 2017) -
Karte 6b
Wie fand ich Rungholt ?
Man betrachte die Karten 5, 6a-c und 7.
Auf Karte 5 ist nördlich von Südfall eine Wasserrinne eingezeichnet, der "Fule Schlot".
Die Karten 6a-c und 7 zeigen etwas ähnliches:
nördlich der Kirche von Rungholt verläuft ein Priel,
mit dem südlichsten Punkt nahe der Kirche von Rungholt.
Und moderne Karten zeigen eine Fahrrinne für die Fähren Pellworm-Strucklahnungshörn.
Ich nehme an, dass die Position der modernen Fahrrinne und des alten Priels identisch ist.
Besonders auf Karte 6c habe ich nachgemessen und fand,
dass die Kirche von Rungholt etwa 410 m südlich des Siels gelegen haben soll.
Und dann schaute ich bei GoogleEarth, ob ich etwas finden kann -
wenn ich vom südlichsten Punkt der Wasserstraße etwa 410 m nach Süden gehe.
So fand ich tatsächlich die Überreste von Rungholt - und insbesondere die Kirche.
Auf GoogleEarth habe ich dann nochmals die Distanz von der Wasserstraße zur Kirche
nachgemessen: etwa 440 m. Das ist sehr befriedigend. Genauer kann ich's nicht.
Karte 9 von www.spp-haefen.de
Rungholt nördlich von Südfall
- weitere Hinweise -
hier nennt Hans-Peter Duerr weitere Hinweise:
Auch der 1625 gestorbene Pastor Boetius berichtete, nichts sei so sicher,
wie daß die bei unseren Vorfahren ganz besonders berühmte Stadt
zwischen Trindermarsch, Südfall und Pellworm gelegen habe.
...denn noch im vergangenen Jahrhundert (19.Jht) berichtet der auf Südfall tätige Schäfer Julius Lander,
auf der Hallig sei man schon immer der Meinung gewesen, Rungholt habe nördlich des Eilands,
"nach Pellworm hin" gelegen.
Vielmehr erzählte mir (dem Hans-Peter Duerr)... der ehemalige Pächter von Hallig Südfall,
er sei vor Jahrzehnten im Watt zwei Kilometer nördlich des Inselchens auf 80-90 Brunnen,
Schildbuckel, Schmuck, Totenschädel, Töpfe und maurische Keramik gestoßen,
habe aber anschließende keine offizielle Meldung erstattet.
Dass Rungholt zwischen Pellworm und der Trindermarsch (im SW von Nordstrand) gelegen habe,
und zwar sehr genau in der Mitte, erweist sich immer wieder als richtig.
Dass Rungholt nördlich der heutigen Hallig Südfall gelegen habe ist ebenso richtig.
Mich befremdete zunächst die Aussage "nach Pellworm hin".
Die heutige Hallig Südfall gehört zum Gebiet des ehemaligen Niendam.
Es ist der östlichste Teil.
Gemäß meiner Analyse der Karte 6c war Rungholt sehr lang, etwa 4,7 km.
Die Kirche war etwa im NNO der heutigen Hallig Südfall. Der Kern von Rungholt war etwa im N.
Das westliche Ende kam nahe an das ehemalige Niendam heran -
und war tatsächlich "nach Pellworm hin".
Das Hafenbecken war westlich der Kirche, etwa 2,3 km lang und bis zu 730 m breit.
Foto Stefan Pukall:
Hallig Südfall von der Fähre gesehen
Hier lag einst Rungholt -
2 km nördlich der Hallig Südfall.