Siegfried B. Werner
Fr 21.Okt 1949
Wolkow / Kreis Demmin
Mein Geburtsort: Wolkow-Ausbau = 3 Gehöfte nahe Wolkow ich wurde im mittleren Haus geboren, das heute nicht mehr steht |
Sommer 1952
Umzug von Wolkow nach Werder / Kreis Strausberg
Ich wurde ja in Wolkow geboren. An meine Zeit in Wolkow kann ich mich nicht erinnern.
Meine erste Erinnerung habe ich an den Umzug nach Werder.
Ich weiß, dass ich auf einem Wagen und auf den Möbelstücken saß.
In Werder erinnere ich mich an das Erntedankfest, das im Gemeindesaal gefeiert wurde.
Es gab am Abend ein Festessen. Dies war also schon im Herbst 1952, als ich noch keine 3 Jahre alt war.
Haus, in dem ich in Werder wohnte |
Do 25.Dez 1952
Nachtmarsch Neubrandenburg-Wildberg
Ich erinnere mich an einen weiten Marsch in der Nacht.
Als es langsam hell wurde sah ich das Ziel (Wildberg) vor uns auftauchen.
Wohl noch vor 8 h kamen wir endlich an.
Am Abend zuvor waren wir wohl von Rehfelde / Kreis Strausberg mit dem Zug abgefahren
und erreichten spät in der Nacht (vielleicht gegen 1.30 h) Neubrandenburg.
Ich erinnere mich, dass wir den Bahnhof in Neubrandenburg verließen und über die Gleise gingen.
Dann ging es eine große Mauer (Stadtmauer) entlang und schließlich zur Stadt hinaus.
Stadtmauer Neubrandenburg |
Der Weg ging so:
Neubrandenburg
Broda,
Weitin,
Zirzow,
Kalübbe,
Breesen,
Wildberg.
Es war ein bedeckter Himmel. Die Temperatur war über 0°C. Es gab mäßigen bis starken Wind.
Manchmal tröpfelte es auch. Ich sah wie die Baumwipfel am Waldrand sich bewegten.
Insbesondere sah ich dies am Waldrand kurz vor Wildberg, als es noch dunkel war.
Zu dieser Zeit musste eine Kaltfront durchgezogen sein.
Der britischen Wetterkarte entnehme ich, dass dies am Do 25.Dez 1952 kurz vor 7 h MEZ war.
Zwischen Zirzow und Kalübbe kamen wir zu einem alleinstehen Gehöft auf der rechten Seite.
Meine Mutter ging zur Gartentür und wollte zum Haus gehen,
um dort zu fragen, ob wir auf dem richtigen Weg wären.
Aber bevor sie die Gartentür öffnen konnte kam ein großer Hund (Schäferhund ?) gelaufen,
stützte sich mit den Vorderpfoten auf den Zaun und bellte uns an.
Ich hatte Angst, dass er über den Zaun springen könnte.
Wir drehten deshalb um und gingen weiter. Da sah ich links der Straße einen See.
Haus und See, wo uns der Hund anbellte |
Etwas später standen auch Weidenbäume rechts der Straße. Die kamen mir unheimlich vor.
Ich hatte das Gefühl, dass darauf Gespenster sitzen könnten.
Es wurde am Morgen langsam hell, als wir nahe Wildberg kamen.
Heute, da ich weiß, dass einige Orte am 24. und 25 Dez 1952 auch eine Schneehöhe
von einigen Zentimetern gemeldet hatten, kann ich mich erinnern:
Es lag Schnee oder Schneereste auf dem Feld kurz vor Wildberg.
Auch später beim Haus lag Schnee.
Dies sind Schätzungen:
Um 7.13 h MEZ (Sonne -9,59°) hatten wir den Wald südlich von Wildberg passiert.
Vorher war es noch dunkel gewesen und Windböen bewegten die Baumwipfel.
Dann hellte es schon etwas auf, und ich sah Schnee auf den Feldern.
Und dann erblickten wir Wildberg.
Vielleicht gegen 7.43 h (Sonne -5,72°) kamen wir an Wildberg heran.
Es war noch leicht dunkel, doch aus manchen Fensterchen brannte schon Licht.
Als wir ankamen war es vielleicht gegen 7.54 h (Sonne -4,36°).
Hier wohnten meine drei Cousins: Albert, Helmut und Waldemar Werner.
Vielleicht am Abend dieses Tages (Do 25.Dez 1952) verkleidete sich jemand als Weihnachtsmann.
Mit dem Sack über dem Rücken drohte er mit der Rute und dann verteilte er Geschenke an uns Kinder.
Am Morgen des Sa 27.Dez 1952 war leichter Frost. Es hatte auch ein wenig geschneit.
Wir Kinder liefen zur Ortsmitte, wo es einen kleinen See gab.
Darauf gab es eine dünne Eisdecke, auf der sich einige Kinder tummelten.
Sie hatten auch die Vorderachse eines Leiterwagens mit den Rädern aufs Eis gebracht
und zogen dies auf dem See herum. Das Eis knackte fürchterlich, brach aber nicht.
So traute ich mich endlich auch auf das Eis.
Haus und See / in Wildberg |
Dass wir damals nach Wildberg gegangen waren ist sicher,
denn nur in Wildberg gibt genau diesen See.
Dass es Weihnachten war ist sicher,
weil das Weihnachtsfest gefeiert wurde und ein Weihnachtsmann auftrat.
Dass es 1952 war ist sicher,
denn nur 1952 gab es im Dezember genügend Kälte, um diese Eisdecke zu bilden !
rechts: Karte vom Do 25.Dez 1952 6h / links unten: Karte von 0h UTC |
Am Do 25.Dez 1952 In dieser Nacht zum 25.Dez 1952 In dem Wald vor Wildberg bewegten sich die Baumwipfel hin und her. Heute würde ich annehmen, dass vor dem Morgen des 25.Dez 1952 Durch die britischen Karten bestätigt sich: Am Sa 27.Dez 1952 |
Sommer 1953
mein Vater baut mir ein Katapult (Katschi)
Als die Kastanienbäume in Werder nahe der Kirche voller Laub und Blüten standen
zwitscherten da sehr viele Spatzen vom Geäst herunter.
Ein Junge warf einen Stein in den Baum - und schon flatterten mehrere Spatzen verletzt zu Boden.
Andere hatten eine Schleuder und schossen damit.
Ich sagte meiner Mutter, dass ich auch so ein "Katschi" haben wolle. Das sei ein Stock mit einer Schnur dran. Sie nahm einen Stock und band eine Schnur daran. Doch das war ja kein Katschi !
Nach ein paar Tagen sagte mir mein Vater, er hätte mir ein Katschi gebaut - ich solle es suchen.
Ich konnte es aber nicht finden. Schließlich verriet er mir das Versteck - und ich hatte endlich ein Katschi !
Wir saßen eines Abends am Tisch und da lag auch ein Hammer. Meine Schwester Lucie meinte,
ich solle mit Hammer meinem Papa auf die Finger schlagen - was ich dann tat. Das war ja blöde !
Meine Schwester Lucie sollte ein Ziege hüten. Sie hatte aber keine Lust dazu und sperrte die Ziege kurzerhand in das Klohäuschen, das im Hof stand. Nach einiger Zeit hüpfte die Ziege in das Loch hinein und war dann in der Scheiße. Sie meckerte jämmerlich.
Es war schwierig, die Ziege nachher wieder herauszubekommen.
Herbst 1953
Reise nach Sandstedt an der Weser
Am Sa 24.Okt 1953 waren mein Vater, Helga, Lucie ? und ich in Sandstedt angekommen.
An diesem Abend beobachtete ich erstmals den Vollmond und bei der Heimreise am nächsten Abend bemerkte ich erstmals, dass der Mond abgenommen hatte - es fehlte etwas rechts oben.
Sa 05.Dez 1953
Mein Vater verunglückt tödlich.
Am Morgen dieses Tages war es stark bewölkt und neblig.
Mein Vater transportierte Heu auf einem Leiterwagen, der von zwei Pferden gezogen wurde.
Nach einiger Zeit kamen zwei Männer zu meiner Mutter gelaufen und berichteteten ihr,
dass mein Vater verunglückt sei.
Wir gingen hin und ich sah wie er an der Straße lag, mehrere Leute bei ihm.
Der Leiterwagen hatte ihn überrollt. Mein Vater versuchte noch mühsam etwas zu sprechen.
Er wurde dann ins Krankenhaus nach Strausberg gebracht. Helga und Lucie begleiteten ihn.
Aber er starb nach wenigen Stunden - vielleicht gegen 10 h.
Adolf Robert Werner |
mein Vater |
Grab meines Vaters
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